Am 5. August 1731 schlossen sich die Evangelischen zu Schwarzach im „Salzbund" zu­sammen. Eine neue Beschwerdeschrift ging an den Reichstag nach Regensburg, doch wurden die 23 Bauern, die den Kurierdienst übernommen hatten, vom Bischof ab­gefangen. Es fanden sich bei ihnen Listen mit 20.678 Namen. Der Bischof bezeichnete den Widerstand gegen die katholische Kirche als Aufruhr gegen seinen geistlichen Staat und erließ am 31. Oktober 1731 das berüchtigte Emigrantenpatent, in dem die etappenweise Vertreibung der Evangelischen angeordnet wurde. Militär führte die Austreibung durch. Planlos irrten die Flüchtigen in Süddeutschland umher, bis König Friedrich Wilhelm I. am 2. Februar 1732 einen Aufruf erließ, dass „er diese vertriebe­nen Glaubensgenossen in seine Staaten aufnehmen wolle". Freudig folgten sie diesem Rufe. Der königliche Kommissar Göbel übernahm die geordnete Weiterleitung der Auswanderer nach Preußen. 20.694 Personen hatten sich bei ihm gemeldet. In Berlin wurden bis zum 15. April 1733 nur 17.038 Emigranten gezählt. Die Hauptmarschroute führte über Nürnberg, Bayreuth, Hof, Zwickau nach Berlin. Auf preußischem Boden übernahmen besondere Kommissionen der Provinzialverwaltung die Züge der Einwanderer. Am 26. April 1732 traf der erste Zug der Salzburger in Berlin ein. Friedrich Wilhelm I. begrüßte sie mit den Worten: „Bei mir sollt ihr es gut haben, Kinder." In kurzen Abständen folgten 32 Transporte. Der 32. Transport, aus­schließlich Handwerker, blieb in Berlin, die übrigen wurden nach Ostpreußen weiter­geleitet, zum Teil mit Pferd und Wagen, zum Teil von Stettin aus zu Schiff nach Königsberg. 15.508 Personen erreichten Ostpreußen, und zwar das erste Schiff am 28. Mai 1732, der erste Landtransport am 6. August 1732.

2.000 Salzburger wurden von Königsberg aus im westlichen Teil der Provinz ange­siedelt, während rund 12.000 nach Gumbinnen wanderten. Dieses Ziel erreichten sie am 17. Juni 1732.

In Gumbinnen hatte die litauische Kammerdeputation schon vorher fleißig Sit­zungen gehalten und eifrigst beraten, wo und wie die neuen Kolonisten unterzubrin­gen wären. Die Verlegenheit war groß, nichts war bereit, aber an Ablehnung war nicht zu denken; denn wenn nichts Ernstliches geschah, drohte unausbleiblich der Zorn des Königs. Der Direktor von Bredow hatte seine Gedanken über die endgültige Ansiedlung der Salzburger in einer besonderen Ausarbeitung niedergelegt.

Städte und Ämter gaben übrigens auch ihre Wünsche zu erkennen, ob sie über­haupt Salzburger haben möchten oder nicht, auch welche Profession besonders beliebt wurde; so wollte u. a. Gumbinnen durchaus keine Leineweber haben, „die mögen im Königsberg'schen bleiben".

Eine andere Untersuchung ging dahin, ob Dorfschaften geneigt wären, Insthäuser für die Salzburger Tagelöhner zu bauen. Die Antworten fielen verschieden aus. In Brackupönen z. B. werden fünf solcher Häuser in Aussicht gestellt, pro Haus werden 60 Stück Mittelholz, 20 Sperrholz, 30 Lattenstämme, 2 Fenster à 45 Gr. und zwei Öfen à 2 Taler verlangt.

Inzwischen war in Gumbinnen und Nachbarschaft für die Angekommenen ein erstes und nötigstes Obdach zu beschaffen, bis die Verteilung in die Ämter und in die Winterquartiere vor sich gehen konnte. Dieser Notbehelf entsprach natürlich nur wenig dem Geschmack der Salzburger und war für Bequemlichkeiten, von denen sie unter den Beschwerlichkeiten ihres langen Marsches geträumt hatten, nicht eingerichtet. In Massen wurden sie den Bürgern in die Häuser gelegt, und in die Bauernhöfe der Gumbinner Umgegend; die Gasthöfe waren bis auf die Ställe überfüllt, ebenso alle Scheunen und Tennen, jedes Kämmerchen sah so viel müde, oft auch kranke Wanderer, als es nur irgend fassen konnte. Auch waren für viele Familien Zelte im Freien aufgeschlagen. Es wurde aufgerufen, ob nicht einige Arbeit annehmen wollten; nur wenige fanden sich hierzu gleich bereit und gingen an die polnische Grenze, wo Ro­dungsarbeiten ihrer warteten. Der Masse wurde ein besonderer Vorsteher in der Per­son eines Kolonisteninspektors gegeben; als besonders tauglich für dieses schwierige Amt erschien ein bisheriger Kolonistenkommissär Hermann, der Salzburger Trans­porte schon aus dem Süden bis Berlin, von hier bis Königsberg und dann bis Gumbinnen geleitet hatte; zu ihm hatten die Salzburger jederzeit großes Vertrauen be­wiesen. Hermann wurde deswegen mit einem Gehalt von 300 Talern angestellt (25. Juli 1732). Seine Hauptaufgabe bestand darin, dafür zu sorgen, „daß diesen Leuten weder von den Beamten, noch sonst Jemand, einige Ursache zu klagten gege­ben werde". Er blieb im Zentrum der Kolonie wohnen, in Gumbinnen selbst; seine Arbeitslast war eine fast erdrückende, und nicht minder schwer zu tragen hatte der dortige Amtskommissär Schröder, der zu seinen laufenden Geschäften noch das spe­zielle aufgebürdet erhielt, zusammen mit dem Kolonieinspektor sich den Salzburgern zu widmen.