Übersicht
Quelle: Gumbinnen von Dr. Grenz

Eichenfeld (Wilpischen) mit dem früheren Gut Wilpischen und Försterei Katzenwinkel (1925 Forsthaus Wilpischen):

Kirchspiel und Standesamtsbezirk Gerwen (Gerwischkehmen). Amtsbezirk Steffenshöfchen (Tzullkinnen) (Ortsteil von Steffensfelde (Rudstannen)). E.: 252. GH.: 770,- RM. G.: 457 ha. -
 
Eingeschult nach Tannsee (Kasenowsken). -

1937: Bürgermeister Bauer August Norkus (lt. OF bis zur Vertreibung im Amt). -
 
Post: Gerwischkehmen über Gumbinnen (13 km). -
 
Landwirte: August Balschukat, Otta Baltschukat, Adolf Bast, Gustav Bernhardt, Lina Bernhardt, Ludwig Bernhardt, Willi Bernhardt, Friedrich Brassat, Karl Brassat, Willi Brassat, Arthur Elsner, Franz Erlach I, August Eschmann, Otto Gitt, Ernst Hoch, Friedrich Hoch, Fritz Kauker, Hermann Kauker (auch Maurer), Otto Kauker, Walter Kauker, Franz Kunzig, Gustav Liegat, August Norkus (Gemeindeschulze), Fritz Preugschat, Albrecht Schulz, Karl Schulz, Gottlieb Seher, Gustav Wirsching (auch Waldarbeiter), Albert Wulff. -
 
1925 - Gut Wilpischen:
Gutsbesitzer Karl Grau. -
 
Handwerker: Tischler Fritz Demand, Steinsetzer Otto Habicht, Schneider Willi Hoch, Schneider Willi Kauker, Sattler und Bauarbeiter Oskar Liegat, Maurer und Waldarbeiter Gustav Mann, Schneider Otto Mann, Siedler und Maurer Wilhelm Sippli. -
 
Weitere Berufe : Melker Johann Basner, Tiefbauarbeiter Fritz Borm, Waldarbeiter und Kleinbesitzer Friedrich Demand, Wald arbeiter Franz Dimsat, landwirtschaftlicher Arbeiter Gustav Dimsat, Waldarbeiter Franz Gröchel, Deputant Fritz Gröchel, Siedler und Waldarbeiter Fritz Hellwig, Waldarbeiter Otta Hellwich, Arbeiter Wilhelm Hellwich, Siedler und Waldarbeiter Gustav Hilger, Arbeiter Franz Leibinnes, Kleinbesitzer und Waldarbeiter Ferdinand Mann, Hirt Ernst Matschuck, Waldarbeiter Richard Mattukat, Kutscher Paul Mrowka, Deputant Franz Müller, Kleinbesitzer und Waldarbeiter Gottl. Müller, Knecht Hermann Müller, Arbeiter Fritz Perrey, Melker Emil Podßuck, Arbeiter Karl Podßuck, Waldarbeiter Franz Schattling, Kutscher Hermann Scheckreiter, Maurer und Waldarbeiter Gustav Sippli, Briefträgerwitwe Emma Spangehl, Waldarbeiter Franz Thomas, Siedler und Waldarbeiter Julius Wilkat. -
 
1925 - Försterei Katzenwinkel:
Staatsförster Helmut Naß.

In der Försterei ein Förster Max Westphal, eine Wirtin Elisabet Urbat, 1 Knecht Ernst Jonuschat und 1 Hirt Franz Jonuschat. -
 
1925 - Dorf Willpischen:
Es wird ein Lehrer (Johannes Bernhardt) erwähnt; da er 1937 fehlt, müßte die Schule erst nach 1925 eingegangen sein. -
 
Außerdem auch die Gutsbesitzerinnen Elisabeth Schulz und Lina Bernhardt, 13 Besitzer, 4 Landwirte und 3 Kätner, ferner ein Schweizer Leopold Laurinat.
 
Im Archiv der Kreisgemeinschaft Gumbinnen 1 Ortsfragebogen von 1966 mit Aufzählung von 27 Bauernhöfen:
 
Otta Gitt, Gustav Liegat, Julius Wilkat, Gustav Hilger, Fritz Hellwig, Otto Mann, Franz Erlach, Fritz Demant, Gottlieb Müller, Karl Schulz, Arthur Elsner, Otta Balschukat, Gustav Wirsching, Albrecht Schulz, Gustav Bernhardt, August Eschmann, August Norkus, Fritz Preugschat, Gottlieb Seher, Willy Bernhardt, Walter Kauker, Ernst Hoch, Karl Schwarz, Karl Braßat, Willy Braßat, August Braßat, Fritz Kaprolat.
 
Zuletzt hatte der Ort den Sitz eines Amtsbezirks. Amtsvorsteher desselben war Gustav Bernhardt.
 
Der zuständige Polizeiposten (Conrad) befand sich in Gerwen (Gerwischkehmen). -

Im Archiv der Gumbinner Kreisgemeinsmaft ein Bericht des Bauern Fritz Preugschat aus Eichenfeld (Wilpismen).  
 
Darin heißt es: "Als der Krieg mit Rußland ausbrach, erlebte unsere Stadt Gumbinnen einen Bombenangriff. Tags darauf wurden alle Familien aus der Stadt in die umliegenden Dörfer evakuiert. Wir Landwirte mußten Wagen zur Beförderung nach der Stadt schicken. An diesem Abend wurde mir eine junge Frau mit 2 Kindern auf den Hof gefahren. Die Frau hatte Tränen in den Augen und wollte sich entschuldigen, sie könne nichts dafür, daß sie uns belästigen müsse. Ich sagte: "Liebe Frau, wenn mir im Laufe dieses Krieges nichts Schlimmeres passieren wird, als daß ich Sie mit Ihren beiden Kindern für die Dauer des Krieges aufnehmen muß, dann will ich Gott danken!". Es entstand gleich ein gutes Einvernehmen. Als die Front nach Rußland hinein vorrückte, verließ uns die Frau leider wieder. Sie war die Frau des Tischlermeisters Hardt aus Gumbinnen, Blumenstraße. -
 
Danach gab es mehrere Jahre Ruhe, bis der Krieg 1944 die Grenzen Ostpreußens erreichte. Der Kreis Gumbinnen wurde in den Kreis Osterode evakuiert. Dorf Eichenfeld kam nach dem Dorfe Altstadt bei Gilgenburg. Am 19. Januar 1945 wurden Frauen und Kinder und solche, die kein Fuhrwerk hatten, mit ihrem Gepäck an die Bahnstation Marwalde gefahren. Die letzte Fuhre habe ich gemacht, da keiner die Fahrt übernehmen wollte. Der Zug ist tatsächlich noch nach Thüringen hinausgekommen. Eine meiner schönsten Erinnerungen wird es bleiben, daß ich dazu beigetragen habe, Leben und Gesundheit zahlreicher unserer Eichenfelder zu retten. Wir fragten nun auch in Marwalde bei dem zuständigen Ortsgruppenleiter an, wohin wir weiterfahren sollten. Dieser fragte bei der Kreisleitung in Osterode an und erhielt die Auskunft: "Hast du schon einen Russen gesehen? Wenn du einen siehst, dann schlag ihn tot." Wir mußten also auf eigene Faust handeln. Die Straßen waren mit Flüchtlingsfahrzeugen so verstopft, daß wir in 2 Tagen und 2 Nächten, die wir bei Frost und Schneetreiben auf der Straße lagen, nur bis einige Kilometer hinter Liebemühl gekommen sind. Das ist eine Strecke, die man sonst in einem halben Tag zurückgelegt hätte. Hier fielen wir den Russen in die Hände. Die von der kämpfenden Front taten uns nichts, nahmen nur Uhren und Ringe ab. Die Straße war wegen der fahrenden Panzer unsicher. Auf dem in der Nähe liegenden Gut Bienau blieben wir daher über Nacht.
 
Am nächsten Tag kam die sogenannte zweite Front. Jetzt wurden alle deutschen Männer erschossen, nur Greise und Kinder blieben am Leben. Ich befand mich in einer Stube, die dicht mit Flüchtlingen besetzt war, wurde von den Russen hinausgeführt und bekam einen Genickschuß. Etwa nach einer halben Stunde erwachte ich unter einem Haufen von Leichen und merkte, daß ich die Arme und Beine noch bewegen konnte. Ich schleppte mich in das Haus zurück, wo ich stark blutend auf dem Fußboden liegenblieb. Da erschienen noch einmal 2 russische Soldaten, einer stieß mich mit dem Fuß an und meinte: "kapuut!" Meine Stiefel zogen sie mir nun von den Füßen und entfernten sich. In der Nacht fing das Haus an zu brennen. Meine Frau half mir in ein anderes Haus hinüber. Das Grauen aber hatte uns alle ergriffen; meine Nachbarn brachen noch in der Nacht auf, um in unser Quartier nach Altstadt zu fahren und halfen auch meiner Frau anspannen und mich auf den Wagen zu betten. Diese Fahrt ist gar nicht zu schildern. Es ging durch die brennenden Städte Liebemühl und Osterode, an den Straßen lagen Leichen, umgekippte Wagen mit Flüchtlingsgut. Manchen wurden die Wagen weggenommen, und sie mußten ohne etwas zu Fuß weiter, einige wurden verschleppt. Meine 14jährige Tochter und ein gleichaltriges Mädchen wurden vom Wagen geholt und vergewaltigt. An einer anderen Stelle wurden die Fahrzeuge kontrolliert und Verwundete heruntergeholt. Merkwürdigerweise sind wir dieser Kontrolle entgangen.
In Altstadt war es das erste, daß unsere Wagen geplündert wurden. Die Eichenfelder drängten sich ängstlich auf einem Gehöft zusammen. Die Plünderungen hörten nicht mehr auf, die Frauen und Mädchen flüchteten in die Umgebung. Oft wollten die Russen mich als verwundeten Partisanen erschießen.
 
Im Frühjahr kam eine Kompanie polnischer Soldaten ins Dorf, die alle Deutschen zur Arbeit trieb, später zur Erntearbeit. Sie verhafteten viele Deutsche und prügelten sie. Nach der Ernte erst gelang es uns, Passierscheine in die Heimat zu erhalten. Mit Handkarren sind wir die 300 km bis in den Kreis Gumbinnen gezogen. Wir kamen vom Regen in die Traufe. Auf unsere Höfe durften wir nicht. Auf meinem Hof in Eichenfeld lag ein russisches Wachtkommando. Wir wurden zur Arbeit bei der Kartoffelernte herangezogen. Genährt haben wir uns von dem, was wir in der Umgebung noch vorfanden. So drückten wir uns in den Dörfern Tannsee und später Neu-Passau herum, immer in Angst und Schrecken vor den vagabundierenden Russen, die uns das letzte Stück Brot, manchmal das gesamte Geschirr wegholten. Es kam vor, daß meine Frau nicht einen einzigen Löffel hatte. Noch im Winter 1946 zog ein Teil von uns in die Kolchose Stannaitschen, wo unter unvorstellbaren Verhältnissen gearbeitet werden mußte. Im Monat August, als wir uns nicht länger halten konnten, zogen wir nach der Waldkolchose, die beim Forstamt Tannsee eingerichtet war. Die Lebensbedingungen wurden immer unerträglicher. Wir ernährten uns hauptsächlich durch Stehlen von der Kolchose, die auf dem Hof Ruhnke in Kutten eingerichtet war.
 
Eines Nachts brachte plötzlich eine große Autokolonne Russenfamilien. Diese warfen uns aus den Wohnungen. Wir hausten nun noch bis zum 1. Februar in der Waldsiedlung. Dann ging es nicht mehr länger. Wir packten unsere Lumpen auf einen Handschlitten und zogen nach Gumbinnen. Auf einem Hofe in der Poststraße kamen wir bei Bekannten unter. Da wir nichts zum Leben hatten, habe ich mich mit den Kindern an einen russischen Beutezug gehängt und bin nach Litauen gefahren, um zu betteln, was viele Landsleute schon machten. Es begann ein richtiges Zigeunerleben. Kein Mensch und keine Statistik wird jemals nachweisen, was uns in all den langen Jahren an Liebesgaben oder Almosen von den katholischen Christen in Litauen aus Nächstenliebe gegeben wurde. Dabei war es den Litauern unter Strafandrohung verboten, Deutschen etwas zu geben oder sie über Nacht zu behalten. In den russischen Zeitungen hieß es, die ostpreußische Bevölkerung sei die Elitetruppe Hitlers und müsse ausgerottet werden. Die Litauer sind auch bespitzelt worden und manch einer mag wegen seiner Hilfsbereitschaft nach Sibirien verschickt worden sein. Aber das Gebot: Brich dem Hungrigen dein Brot! war dort ein höheres Gesetz.
 
Ich selbst sprach Litauisch, und es kam vor, daß ein Kleinlandwirt zu mir sagte: "Schenk oder erlaß es mir, es ist nicht was zu geben, du bist schon der 18. an diesem Tag." Der Bauer bat also den Bettler, seine Bitte zurückzunehmen, damit er nicht die große Sünde begehe, einen Armen von seiner Tür gewiesen zu haben. Bis zu unserer Ausweisung sind noch immer Deutsche mit gefüllten Rucksäcken aus Litauen zurückgekommen. Auch lebten dort deutsche Kinder, getarnt als Litauer, die halbverhungert von mitleidigen Menschen aufgenommen worden waren. Tausenden von Ostpreußen ist dort das Leben gerettet worden. Möge man dies bei uns nie vergessen! Wer von den Deutschen nicht nach Litauen fahren konnte oder irgendetwas bei den Russen verdiente, ging zugrunde.
 
Gumbinnen war in dieser Zeit schon von Russen besiedelt. Verstorbenen Deutschen band man Stricke um Hals und Füße und zerrte sie nach dem alten Friedhof an der Meelbeckstraße. Hier warf man die Leichen in eine erbrochene Familiengruft. Vorher hatte man die Gruft sicher schon nach Wertsachen durchwühlt. Hier nun jedenfalls lagen die Leichen, bis im Frühjahr schon Fliegen herumschwirrten; dann endlich wurde Erde daraufgeworfen. -
 
Allein aus unserer kleinen Hofwohnung in der Poststraße, wo wir mit mehreren Familien hausten, habe ich 5 Leichen beerdigt, also mit Hilfe anderer Kameraden einen Sarg gezimmert, die Gruft gegraben, beerdigt und zum Teil den Pfarrer vertreten. Dabei bestand die Gefahr, von den Russen verhaftet zu werden, wenn wir hingingen und aus den Ruinen Bretter für den Sarg losrissen. Entsetzlich viele Deutsche sind einem grauenvollen Schicksal erlegen. In den Kolchosen um Pillkallen (Schloßberg) wurden Frauen vor die Egge, vor den Pflug, vor den Göpel gespannt. An anderer Stelle wurden Menschen in mit Wasser gefüllten Kellern zu Tode gequält. Erst ab Ende des Jahres 1947 ging es uns etwas besser, da Brot frei verkauft wurde. Ein Brot, ähnlich unserem Kommißbrot kostete 6 Rubel. Am 26. September 1948 wurden alle Deutschen aus Gumbinnen und Umgebung zu einem großen Transport zusammengestellt und nach Pirna verladen, wo wir am 2. Oktober ankamen. Nach Westdeutschland durften wir nicht reisen. Das, was sich unter den Russen abgespielt hatte, sollte man dort nicht erfahren. Aber durch die Hilfsbereitschaft verschiedener Menschen gelang es mir, mit meiner Familie an die Ruhr zu reisen. Entsetzliche Leiden und grauenvolle Jahre fanden so ihren Abschluß. Man darf aber das Entscheidende nicht übersehen, daß Gott da ist, wo sein höchstes und vornehmstes Gebot, das uns Menschen gegeben ist, erfüllt wird, Gott und den Nächsten zu lieben wie sich selbst. Wenn wir daran nicht denken, werden wir in Zukunft durch noch größere Trübsal gehen müssen, als sie auf diesen Zeilen beschrieben worden ist."