Allerdings sagt Gervais im Jahre 1818: „Beim Durchmarsch nach Rußland im Jahre 1812 fiel der einzige große Exzeß vor, daß ein französischer Soldat einen Bürger, den Fleischermeister Aders (nach O. Gebauer: Anders!), auf öffentlichem Markte mit dem Bajonet erstach, weil dieser eine gewaltthätige Handlung des Soldaten verhindern wollte. Der Täter verlor sich in der Menge der ihn gleich umgebenden Franzosen und blieb unbestraft. Vielleicht hat ihn seine Strafe späterhin in Rußland ereilt."
 
Napoleon wohnte im alten Logenhaus „Zur goldenen Leyer", wo später die Konfirmandenzimmer der Altstädtischen Kirche untergebracht waren. Auf dem Damm machte er seine Morgenpromenade.
 
Einzelne Bürgerhäuser waren mit Einquartierungen bis zu 80 Mann belegt, und die Preise für die infolge der vorjährigen Missernte knappen Lebensmittel stiegen beträchtlich. Mit dem Monat August wurde es ruhiger in der Stadt. Bald häuften sich die Siegesmeldungen, und schon schien es, als ob Napoleon auch den russischen Feldzug gewinnen würde. Da brach ein früher und besonders harter Winter ein. Die ersten Gerüchte über Rückschläge verbreiteten sich und wurden durch die ersten Verwundeten bestätigt, die aus dem Kampfgebiet hier eintrafen.
 
Gervais notiert 1818:
Bei der merkwürdigen schnellen Rückwanderung der Napoleonischen Heere aus Rußland im Winter 1812 strömten die Flüchtlinge unter manchen sonderbaren Gestalten auch nach Gumbinnen. Nach gemachten Beobachtungen konnten es wohl an 13.000 Mann seyn, die mit und ohne Waffen sich daselbst zusammenfanden. Das Benehmen derselben war gerade das entgegengesetzte von dem, welches sie bei ihrem Hingange nach Rußland äußerten. Damals herrisch, despotisch, jetzt kriechend und erbärmlich. So sehr sie zwar erst alles wider sich aufgebracht und erbittert hatten, so machte doch jetzt der jammervolle Zustand, in welchem sie bekanntlich wiederkamen, vom General bis zum Trainknecht herab, das höchste Mitleid rege."

Die in den Kirchen, im Magazingebäude und im Salzburger Hospital eingerichteten Lazarette reichten bei weitem nicht aus, die Verwundeten und Kranken aufzunehmen, weshalb viele auch in den Wohnhäusern untergebracht werden mussten. Selbst der französischen Generalität war kein besseres Los beschieden. Den Marschall Victor, einst Gouverneur von Berlin, sah man in Gumbinnen mit einem Bündel Stroh vor der Hütte eines Flickschusters stehend um ein warmes Plätzchen hinter dem Ofen bitten. Mehrere Tage später trat an das Bett des kranken Generals Dumas, der hier in einem Hause in der Altstadt lag, eine zerlumpte, abgezehrte Gestalt mit langem struppigen Bart, rauchgeschwärztem Gesicht und versengten Augenbrauen. Er redete Dumas mit kraftloser Stimme an. Der erkannte ihn nicht und fragte erschrocken: „Wer seid Ihr?" Da kam die vor Erregung und Fassungslosigkeit mühsam herausgebrachte Antwort: „Ich bin die Nachhut der Großen Armee, der Marschall Ney."

Die Russen hatten in der Verfolgung der Franzosen zunächst an der preußischen Grenze halt gemacht. Erst nachdem sie 7 Tage stehen geblieben waren, drangen sie nach Ostpreußen vor, nachdem schon alle Franzosen abgezogen waren. „Ein früher herbeigeeilter auch nur kleiner Haufen Kosacken hätte damals ohne Blutvergießen den größten Theil der Generale und Marschälle der großen französischen Armee gefangen nehmen können" (Gervais).
 
Auf Anordnung des Generals Sebastiani mussten der Platzkommandant, Kapitän Francois, und der Kriegeskommissair Bijot, in Gumbinnen zurückbleiben. Beide aber wurden eine Beute der Russen. Als die ersten Kosaken am ersten Weihnachtsfeiertage des Morgens in Gumbinnen ankamen, besetzten sie sogleich die ihnen schon bekannten Quartiere dieser beiden Offizianten. Sie wurden zwar durch das Fenster flüchtig, aber von den Kosaken eingeholt, und als Gefangene zwischen den Pferden wieder in die Stadt gebracht, nächstdem aber sogleich nach Russland abgeführt. Francois hatte sich behufs der Armeetransporte manche gewaltsame Handlung erlaubt; beim Volke veranlasste es daher einen großen Jubel, ihn jetzt in Gesellschaft der Kosaken zu erblicken, die ihn überdem noch nach ihrer Weise körperlich etwas stark gezüchtiget haben sollen; ein Schicksal, dem sich übrigens alle diese Flüchtlinge unterwerfen mussten, wenn sie in die Hände dieser nacheilenden Strafexekutoren fielen, daher auch, wie bekannt, der Name Kosak bei den Flüchtlingen ein unbeschreibliches Schrecken erregte (Gervais).

Nach dem Aufruf zur Befreiung von dem fremden Joch eilten auch viele Bewoh¬ner von Stadt und Kreis Gumbinnen zu den Fahnen. Und mancher von ihnen musste sein Leben lassen, ehe endlich wieder Frieden einkehren sollte. Die Namen der 1813/15 gefallenen Krieger aus Gumbinnen waren auf einer Tafel verzeichnet, die in der evangelischen Pfarrkirche hing; eine andere Tafel zeigte, dass auch 1806/07 einige Gumbinner ihr Leben hatten lassen müssen.