Bald darauf ereignete sich die Schlacht bei Groß-Jägersdorf (am 30. August 1757), die die Lage Ostpreußens verschlechterte; jedenfalls nach dem Verlust der Schlacht gab Friedrich der Große vorläufig die Provinz auf, weil er daran zweifelte, sie auf die Dauer halten zu können.

Pastenaci notiert in seinem Tagebuch: „Den 4. September 1757. Eben, da der Gottesdienst in Gumbinnen angehen sollte, lief ein Schreiben von dem Obristen von Gersdorff aus Tilsit ein, mit dem Befehl, daß ein ordentliches Dankfest wegen des den 30. August erfochtenen rußischen Sieges gehalten, und das Te Deum laudamus angestimmt werden sollte. — Die Prediger baten Gott inbrünstig, daß Er dem Blutvergießen steuren, und uns bald den edlen Frieden aus Gnaden schenken möchte."

Durch Patent vom 31. Dezember 1757 wurde von der Zarin Elisabeth die Provinz zu russischem Besitz erklärt. Die Bewohner wurden zur Ablegung des Treueides gezwungen.

Gervais berichtet 1818 über die Verhältnisse im Siebenjährigen Kriege zu Gumbinnen:

„In Gumbinnen selbst hatte die Russische Armee ein ziemlich beträchtliches Mehlmagazin errichtet. Dieses hätte sehr leicht die Stadt in eine sehr unglückliche Lage versetzen können. Jeder Einwohner zitterte für die Folgen eines Vorganges, der im Kriege zwar nicht selten ist, aber auch sehr bald die Quelle eines unermeßlichen Elendes werden kann.
Nach der am 20 sten August 1757 beim Dorfe Norkitten, im Fürstlich Dessauschen zwischen der Preußischen und Russischen Armee vorgefallenen Schlacht (gemeint ist die schon erwähnte Schlacht bei Groß-Jägersdorf), erschien ein Preußisches Husarenkommando und zerstörte das Mehl-Magazin. Einige Tage nachher kam ein noch stärkeres Kommando Russischer Husaren, fest entschlossen, aus Rache die Stadt zu plündern und in Brand zu stecken. Ganz natürlich war der Argwohn, daß selbst Gumbinnens Bürger an der Zerstörung des Magazins Theil genommen. Auf dringende Vorstellungen und Versicherungen des damaligen Magistrats, schuldlos dabei zu seyn, entfernte sich auch wieder ganz ruhig dieses Kommando, und die Stadt mit ihren Bürgern blieb verschont."
 

Es folgten nun lange Jahre russischer Besatzung; während derselben leistete der Gestütsleiter Domhardt in Trakehnen dem König von Preußen, Friedrich dem Großen, unschätzbare Dienste. Im Jahre 1757 in Gumbinnen zum Regierungspräsidenten ernannt, brachte er mit seltenem Geschick die Stadt und den Regierungsbezirk ohne besonders fühlbare Schäden über die schwere Besetzungszeit hinweg. Als die Provinz nach fünfjähriger Abtrennung Anfang August 1762 durch einen mit der russischen Kaiserin Katharina II. abgeschlossenen Vertrag wieder unter die Herrschaft Friedrichs des Großen kam, konnte Domhardt dem König berichten, dass bei der Gumbinner Regierungskasse trotz Krieg und Besetzung 80 000 Taler erspart worden seien.

Aber auch während des Krieges wusste Domhardt seinen König mit Getreide und Geld zu versorgen, und hinterging geschickt die Besatzungsmacht. In diesem Zusammenhange hatte sich vor allem der Strumpffabrikant Kapeller aus Gumbinnen einen Namen gemacht. Er übernahm während des Krieges einen Geldtransport von 100.000 Rthl. zur Preußischen Armee. Hier geriet Kapeller in große Gefahr, gefangen zu werden. Allein er verlor weder Besinnung noch Mut, rettete sich und seine Geldwagen. Domhardt schenkte ihm daher auch weiterhin Beachtung und empfahl ihn Friedrich dem Großen. Dieser unterstützte ihn mit beträchtlichen Vorschüssen bei Anlegung seiner Strumpffabrik, die für jene Zeiten recht umfangreich war: Neun Stühle beschäftigten sich täglich mit Verfertigung wollener, sechs mit baumwollener, und zwei Stühle mit Verfertigung seidener Strümpfe. Als reicher und angesehener Mann starb Kapeller im März 1793, er, der als 12-jähriger Vollwaise mit den Salzburgern ins Land gekommen war, seine Reise zu Fuß machen mußte und seine geringen Habseligkeiten auf einem Schubkarren transportiert hatte.